Zum Projekt
Das lidA-Denkmodell (Hasselhorn et al., 2016) stellt aus einer sozial- und arbeitswissenschaftlichen Perspektive die wechselseitigen Einflussfaktoren auf Zeitpunkt, Pfad und Qualität des Erwerbsaustritts dar. Diese sind sozialer Status, privates Umfeld, Lebensstil, Arbeit (Organisation, Inhalt), Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, Erwerbsmotivation, Gesetzgebung und Finanzen. Die Letztgenannte wird – begründet (z. B. Hasselhorn, Ebener & Vratzias, 2020) – im Denkmodell als zentraler Moderator in der Entscheidungsphase angesehen. Das lidA-Denkmodell ist die konzeptionelle Grundlage der lidA-Studie, einer repräsentativen Befragungsstudie, in der seit 2011 sozialversicherungspflichtige Babyboomer auf ihrem Weg vom Arbeitsleben in den Ruhestand begleitet werden.
Ein Großteil der Teilnehmenden der lidA-Studie ist noch erwerbstätig und nähert sich dem Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Diese Teilnehmenden werden nach ihrer Erwerbsperspektive befragt, nämlich danach, bis zu welchem Alter sie noch (gern) arbeiten würden (1), können (2) und dies planen (3) (Hasselhorn & Ebener, 2023).
Differenziert nach Geschlecht und Alter soll in dem hier beantragten Vorhaben untersucht werden,
1.welche Faktoren, wie sie im lidA-Denkmodell dargestellt werden, die drei unterschiedlichen Aspekte der Erwerbsperspektive beeinflussen und in welcher Weise.
2.welchen, möglicherweise entscheidenden, Einfluss dabei jeweils die Finanzen ausüben.
Dies soll analysiert und in einem wissenschaftlichen Artikel aufbereitet werden.
Die Analysen versprechen differenzierte Einblicke in die Einflussfaktoren auf die Erwerbsteilhabe während der jahrelangen Übergangsphase vom Arbeitsleben in die (meist frühe) Rente bei Frauen und Männern in Deutschland – und dies jeweils vor dem Hintergrund ihrer verfügbaren finanziellen Ressourcen. Schlussfolgerungen für die Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Finanzen bei der Gestaltung von Maßnahmen zur Verlängerung der Erwerbsbiografien auf Meso- und Makroebene werden gezogen. Damit hätten die Erkenntnisse auch Relevanz für die Stabilisierung der Rentenversicherungssysteme.