Zum Projekt

Um den Einfluss des Arbeitsangebots älterer Beschäftigter auf die Karrierewege jüngerer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ökonometrisch identifizieren zu können, ist ein unerwarteter exogener Schock im Arbeitsangebot Älterer erforderlich. Hierfür möchten wir eine Senkung des Renteneintrittsalters in Italien nutzen: 2019 wurde die sogenannte Quota-100-Regelung eingeführt, die einen Renteneintritt bereits ab dem Alter von 62 Jahren bei mindestens 38 Beitragsjahren (Summe von 62 und 38 = 100) ermöglichte. Das reguläre Renteneintrittsalter lag zu diesem Zeitpunkt bei 67 Jahren; für langjährig Versicherte war ein altersunabhängiger Renteneintritt mit 42 Jahren und 10 Monaten Beitragszeit möglich (für Frauen ein Jahr weniger). Arbeitnehmerinnen, die die Beitragsanforderungen erfüllten, konnten also fast 4 Jahre, Arbeitnehmer sogar bis zu nahezu 5 Jahre früher eine Rente beziehen.
Insbesondere interessieren wir uns in diesem Projekt dafür, inwiefern das Ausscheiden erfahrener Beschäftigter Produktivitätseinbußen oder Verzögerungen in Karrierefortschritten verursacht und ob interne Friktionen und firmenspezifische Fähigkeiten den Zugang jüngerer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Arbeitsmarkt beeinflussen. Wir untersuchen, ob und wie freiwerdende Positionen besetzt werden, in welchem Umfang erforderliche Fähigkeiten eine Rolle spielen und ob der Weggang bestimmter Rollen im Unternehmen möglicherweise zu einer Verlangsamung von Karrierefortschritten führen könnte.
In diesem Projekt setzen wir uns mit indirekten Effekten von Rentenreformen auf den Arbeitsmarkt auseinander. Indem es zeigt, wie Änderungen im Renteneintrittsalter Beschäftigungschancen, Karrierepfade und Produktivität beeinflussen, kann das Projekt evidenzbasierte Hinweise zur Gestaltung von Renten- und Arbeitsmarktpolitik liefern.