Deutsche Rentenversicherung

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Erwerbsverläufe von Frauen und Männern mit niedrigen Versichertenrenten

Prof. Dr. Martin Brussig, Dominik Postels, Lina Zink (Universität Duisburg-Essen)

Für die sozialpolitische Diskussion um die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung ist es von erheblicher Bedeutung, ob niedrige Renten etwa aufgrund von fehlenden Versicherungszeiten, langen Erwerbsunterbrechungen, langjähriger Teilzeittätigkeit oder aufgrund langjähriger Vollzeittätigkeit im Niedriglohnbereich entstanden sind. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt die Erwerbs- und Versicherungsverläufe von Niedrigrentenbezieherinnen und -beziehern mit einer langen Versicherungsdauer (mindestens 30 Jahre an rentenrechtlichen Zeiten) und geht der Frage nach, wodurch deren Erwerbsverläufe gekennzeichnet sind. Besonderes Gewicht liegt auf einer differenzierten Betrachtung der drei für den Rentenanspruch maßgeblichen Komponenten „Stundenlohn“, „Versicherungsdauer“ und „Arbeitszeit“.

Datengrundlage der Analyse sind die „Biografiedaten ausgewählter Sozialversicherungsträger in Deutschland“ (BASiD), die einen sehr detaillierten Blick auf die Versicherten und ihre Versicherungsverläufe ermöglichen, bei dem näherungsweise sowohl Entgeltpunktsummen und Arbeitszeit (grob kategorisiert) als auch betriebliche Merkmale in die Analysen einbezogen werden können. Für niedrige Renten wurde das sächliche Existenzminimum (plus 10 %), sowie ergänzend die „politische“ Schwelle von 30 Entgeltpunkten festgelegt. Der zeitliche Fokus der Studie liegt auf dem Jahr 2014, bei den untersuchten Kohorten 1940 bis 1947 handelt es sich um Rentenzugänge der Jahre 2000 bis 2007.

Gemessen am sächlichen Existenzminimum (plus 10 %) bezogen etwa 28 Prozent der Untersuchungsgruppe niedrige Renten. Unter dem Schwellenwert von 30 Entgeltpunkten lagen im gleichen Jahr 22 Prozent der Altersrentner und -rentnerinnen. Im Vergleich zu 2010 bleiben die Veränderungen gering, lediglich die Einführung der Mütterrente 2014 führt zu einer Reduktion der Anteile an Niedrigrentnerinnen (beide Abgrenzungen) um 4 Prozentpunkte. Insgesamt haben Frauen – v. a. jene ohne Berufsabschluss - häufiger Niedrigrenten als Männer. Es zeigt sich auch, dass vor allem Frauen aufgrund von Abschlägen in Niedrigrentenbezug kommen – was auch damit zusammen hängt, dass sie durchschnittlich niedrigere Renten aufweisen und damit durch Abschläge leicht in den kritischen Bereich der Schwellenwerte kommen. Beispielsweise wechseln beim Schwellenwert „Existenzminimum plus 10 %“ circa 13 Prozent der Frauen durch Abschläge von Renten oberhalb der Schwelle zu niedrigeren Renten. Von Zu- und Abschlägen aus einem Versorgungsausgleich profitieren Frauen hingegen stark. Bezogen auf die Schwelle „Existenzminimum plus 10 %“ wechseln durch Zuschläge 31 Prozent der Frauen von niedrigen Renten zu Renten oberhalb der Schwelle. Bei den Männern zeigen sich in der Gegenbewegung von „höheren“ zu niedrigeren Renten nur Anteile von 7 Prozent, die durch Abschläge im Rahmen des Versorgungsausgleichs bedingt sind.

Im Rahmen eines Regressionsmodells wurden die Risikofaktoren für und Schutzmechanismen gegen niedrige Altersrenten untersucht. Wenig überraschend für eine erwerbszentrierte Sozialversicherung zeigt sich ein das Niedrigrentenrisiko senkender Effekt von sozialversicherungspflichtiger Erwerbstätigkeit. Durchschnittlich höheres Einkommen und durchschnittlich höhere Arbeitszeitumfänge verringern das Niedrigrentenrisiko. Neben arbeitsmarktbezogenen Faktoren sind aber auch rentenrechtliche Faktoren von Bedeutung: Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigen auch, dass Elemente des sozialen Ausgleichs vor niedrigen Renten schützen können. Dies gilt beispielsweise für Kindererziehungszeiten, die den stärksten risikosenkenden Effekt aufweisen. Zudem wirken auch Pflegezeiten und Zeiten der Erwerbsminderung risikosenkend. Obwohl die untersuchte Personengruppe bereits 2007 in Altersrente eingetreten war und daher kaum von der verringerten Absicherung des Arbeitslosengelds II betroffen ist, erhöhen Zeiten des Bezugs von Arbeitslosenhilfe oder Arbeitslosengeld II das Risiko eine niedrige Rente zu beziehen.

Die Forschungsergebnisse sind als Monografie mit dem Titel "Erwerbsverläufe von Frauen und Männern mit niedrigen Versichertenrenten" erschienen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website des Verlages Duncker und Humblot.