Deutsche Rentenversicherung

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Forschungspreisträgerin 2015: Dr. Carolin Wiethoff

„Arbeit geht vor Rente – Zum Umgang des SED-Staates mit Erwerbsminderung am Beispiel von staatlicher und betrieblicher Sozialpolitik 1949-1989“

Laudatio

Auszug aus der Laudatio von Alexander Gunkel zur Preisverleihung auf der Bundesvertreterversammlung am 03.12.2015 in Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,
auch dieses Jahr vergibt die Deutsche Rentenversicherung ihren Forschungspreis für eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Alterssicherung. Sowohl der Beirat des Forschungsnetzwerkes Alterssicherung (FNA), als auch der Bundesvorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund haben sich für die Historikerin Frau Dr. Carolin Wiethoff und ihre Dissertation „Arbeit geht vor Rente“ als diesjährige Preisträgerin entschieden. Ich freue mich, Frau Wiethoff heute, im Rahmen der Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund, mit dem FNA-Preis 2015 ehren zu dürfen.

Als gebürtige Sauerländerin lenkte das Studium der Neueren und Neuesten Geschichte an der Wilhelms Universität in Münster ihren Forscherblick Richtung Osten. Frau (Dr.) Wiethoff begann sich bereits in Münster vermehrt für die Osteuropäische Geschichte zu interessieren und vertiefte ihre Kenntnisse bald vor Ort während eines Studienaufenthalts in Polen an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun. Dass Wissenschaft ein hervorragender Brückenbauer ist, belegt bereits ihre Arbeit zur Magisterprüfung, die von Polnischen Studenten in Berlin handelte. Auch in ihrer Doktorarbeit, die wir hier prämieren, spielt der „Osten“ eine Rolle.

In ihrer geschichtswissenschaftlichen Dissertation – verfasst an der Universität Potsdam bei Prof. Dr. Dierk Hoffmann – gibt sie uns einen Einblick in einen heute fast vergessenen Teil der DDR-Geschichte. Es geht um den institutionellen, und auch den praktischen Umgang mit erwerbsgeminderten Menschen in der DDR. Die Dissertation geht der Frage nach, welcher Logik die gesetzlichen Regelungen für Erwerbsgeminderte in der DDR folgten und wie die Leistungsgewährung der Sozialversicherung und die Möglichkeiten einer beruflichen Rehabilitation für den betroffenen Personenkreis aussahen.
Dafür hat Frau Dr. Wiethoff umfangreiche Recherchen über Gesetzgebungsverfahren und deren Umsetzung im betrieblichen Kontext angestellt. Die Auswertung des historischen Materials belegt eindrücklich, wie stark die gesellschaftliche Rolle der Arbeit auch in den Bereich der Erwerbsminderung hineinwirkte. Die berufliche Rehabilitation diente in der DDR vor allem der Durchsetzung des Rechts auf, bzw. der Pflicht zur Arbeit. Die Erwerbsminderungsrente trat dementsprechend deutlich in den Schatten der Rehabilitation und der Wiedereingliederung in den Betrieb.
Die Arbeit von Frau Dr. Wiethoff ist aus historischer Perspektive für die Rentenversicherung ein Gewinn. Sie gewährt mit ihrer Arbeit wichtige Einblicke in die ostdeutsche Arbeitsgesellschaft, die das Verständnis von Aufgaben und Funktion der Sozialstaatlichkeit in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR erheblich erweitern.