Deutsche Rentenversicherung

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Forschungspreisträger 2021: Dr. Stefan Schöncke

­­„"Erzähl' mir nicht, ich sei alt!" - Zur Analyse von Renteneintrittsentscheidungen vor dem Hintergrund der Narrativen Ökonomik"

Dr. Stefan Schöncke

Laudatio

Auszug aus der Laudatio von Alexander Gunkel zur Preisverleihung auf der Bundesvertreterversammlung am 02.12.2021 in Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Verleihung des Forschungspreises des Forschungsnetzwerks Alterssicherung ist bereits seit vielen Jahren ein fester Programmpunkt der Bundesvertreterversammlung. Die Deutsche Rentenversicherung schreibt diesen Preis aus mit dem Ziel, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das vielfältige Forschungsfeld der Alterssicherung zu begeistern und den Wissensstand auf diesem Gebiet beständig zu vergrößern.

Der Preis ist eine Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Leistungen im Feld der Alterssicherung, und auch dieses Jahr gingen wieder zahlreiche Bewerbungen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen ein. Der FNA-Beirat hat nach eingehender Beratung eine klare Empfehlung an den Bundesvorstand ausgesprochen, der er auch gefolgt ist. Ich freue mich daher sehr, den diesjährigen FNA-Forschungspreis an Herrn Doktor Stefan Schöncke zu verleihen.

Bevor wir Herrn Schöncke gleich zuschalten und er selbst zu Wort kommt, möchte ich ihn Ihnen gerne kurz vorstellen und auch mit einigen Worten darauf eingehen, warum wir seine Forschung auszeichnen. Herr Schöncke hat nach einer Ausbildung zum Buchhändler ein Studium der Germanistik und Ökonomie an der Universität Münster aufgenommen und mit dem Bachelor abgeschlossen. Im Anschluss folgte – ebenfalls in Münster – der Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre. Für die Promotion wechselte Herr Schöncke dann an die Ruhr-Universität Bochum, wo ihn Prof. Dr. Martin Werding und Prof. Dr. Michael Roos betreut haben. Eine Serie an durchgängig hervorragenden Abschlussnoten setzte sich auch in der Bewertung seiner Doktorarbeit fort: „summa cum laude“, also mit höchstem Lob. Und genau diese herausragende Qualität seiner volkswirtschaftlichen Forschung zeichnen wir mit dem FNA-Forschungspreis 2021 aus.

„Erzähl‘ mir nicht, ich sei alt!“ – so lautet der vielleicht etwas ungewöhnliche Titel seiner Arbeit. Der Zusatz „Zur Analyse von Renteneintrittsentscheidungen vor dem Hintergrund der Narrativen Ökonomik“ illustriert den thematischen Schwerpunkt seiner Forschung dann schon etwas genauer: Es geht um den Altersübergang. Das ist natürlich ein in der Forschung viel bearbeitetes Thema. Die Ökonomie analysiert dieses häufig anhand sehr abstrakter mathematischer Modelle. Herr Schöncke wählt jedoch einen alternativen, äußerst innovativen methodischen Ansatz, der auf dem noch relativ jungen, aber sehr dynamischem Forschungsfeld der Narrativen Ökonomik basiert. Vereinfacht gesagt geht die Narrative Ökonomik davon aus, dass „Geschichten“, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden, auch einen Einfluss auf die Handlungen der Menschen ausüben. Diesen Ansatz überträgt Herr Schöncke auf die Renteneintrittsentscheidung und entwickelt zu diesem Zweck auch ein entsprechendes theoretisches Fundament. Die Identifizierung relevanter „Geschichten“ bzw. Narrative ist nicht trivial, und Herr Schöncke hat hierfür zum einen die Parteiprogramme politischer Parteien für den Zeitraum 1947–2017 detailliert analysiert sowie umfassend auf die Archive des „Spiegels“, der „Zeit“ sowie der „FAZ“ zurückgegriffen. Verschiedene Phasen der deutschen Rentenpolitik und wie sich diese in der öffentlichen Wahrnehmung widerspiegeln, macht Herr Schöncke auf diese Weise sehr klar sichtbar. Darüber hinaus entwickelt er basierend auf dieser Analyse Hypothesen zur Wirkung zwischen den identifizierten Narrativen und den Renteneintrittsentscheidungen. Auch wenn sich im Ergebnis seiner umfassenden Analysen zeigt, dass die Überprüfung der Hypothesen nicht wie erhofft ausfällt, ist dies in einem jungen Forschungsfeld grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Sehr positiv hervorzuheben ist jedoch, dass Herr Schöncke dies stets transparent und auch selbstkritisch in seiner Arbeit anspricht. Insgesamt legt er mit seiner Dissertation einen wichtigen Grundstein für das Feld der Narrativen Ökonomik und liefert für die weitere Forschung in diesem Feld entscheidende Impulse.