Deutsche Rentenversicherung

Forschungspreisträgerin 2024: Dr. Sarah Schmauk

­­ „An accumulation of gender inequalities in old age? Exploring life course- and gender-sensitive approaches for analysing Gender Pension Gaps"

Preisübergabe Schmauk Quelle: Johannes Schuurmans/DRV Bund Heribert Jöris, Gundula Roßbach, Dr. Sarah Schamuk und Alexander Gunkel

Laudatio

Auszug aus der Laudatio von Anja Piel zur Preisverleihung auf der Bundesvertreterversammlung am 05.12.2024 in Berlin:

Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Gäste,

nun ist es wieder so weit. Die Verleihung des Forschungspreises unseres Forschungsnetzwerks Alterssicherung, ein besonderes Highlight der heutigen Sitzung, steht an. Ich freue mich sehr darüber, die diesjährige Preisträgerin und ihre Arbeit kurz vorstellen zu dürfen, bevor wir dann mit der offiziellen Übergabe des Preises weiter machen und sie selbst natürlich auch noch zu Wort kommt. Wie schon die Jahre zuvor gab es wieder mehrere exzellente Bewerbungen für den FNA-Forschungspreis und angesichts der großen gesellschaftlichen Bedeutung der Alterssicherung begrüße ich es sehr, dass sich der wissenschaftliche Nachwuchs so intensiv mit alterssicherungsrelevanten Forschungsfragen befasst. Hoffen wir, dass das auch in den nächsten Jahren weiterhin der Fall sein wird; ich bin mir jedenfalls sicher das FNA wird sein mögliches dafür tun.

In seiner Sommersitzung hat der FNA-Beirat über die eingereichten Arbeiten ausführlich diskutiert und eine Empfehlung ausgesprochen, der der Bundesvorstand gefolgt ist: 2024 geht der FNA-Forschungspreis an Dr. Sarah Schmauk für ihre Dissertation „Divorce and economic wellbeing. A life course perspective on the interplay of work-family lives in West Germany and Sweden“.

Sarah Schmauk hat Sozialwissenschaften im Bachelor an der Universität Stuttgart und im Master an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Von 2019 bis 2023 promovierte sie im Rahmen eines Graduiertenkollegs an der Humboldt-Universität und der Hertie School. Nach einem kurzen Ausflug als Referentin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist sie seit Januar 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Einstein Center Population Diversity der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie hat dort hoffentlich auch weiterhin Berührungspunkte mit alterssicherungsrelevanten Forschungsthemen.

In ihrer kumulativen Dissertation hat sich Sarah Schmauk mit dem Zusammenspiel von Familien- und Berufsleben befasst. Aus einer Lebenslaufperspektive betrachtet sie insbesondere die Auswirkungen von Scheidungen auf die Erwerbsverläufe, die individuelle Gesundheit und den Rentenübergang sowie auf die Höhe der gesetzlichen Rente der Betroffenen. Im Fokus steht dabei auch, wie sich die ökonomischen Auswirkungen des Ereignisses „Scheidung“ in verschiedenen sozialstaatlichen Kontexten unterscheiden. Hierzu wählt Schmauk einen Ländervergleich zwischen Westdeutschland und Schweden. Auf ihre spannenden Erkenntnisse wird sie gleich selbst näher eingehen, ich möchte an dieser Stelle nur ein paar Punkte herausstellen, die ich besonders wichtig finde. Veränderungen von Lebens- und Familienformen sowie im Berufsleben tangieren die Alterssicherung in hohem Maße. Eine über die letzten Jahrzehnte kontinuierliche Abnahme von Eheschließungen bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Scheidungsraten findet mittlerweile auch seinen Niederschlag in den Rentenzugängen der vergangenen Jahre. Die Ausrichtung der persönlichen Finanz- und Altersvorsorgeplanung auf traditionelle Familienformen wie das Ehepaar, kann sich im Scheidungsfall schnell als ungünstig erweisen – insbesondere, wenn ein Partner keine eigene Vorsorge betrieben hat.Scheidungen sind aber nicht die einzigen kritischen Lebensereignisse. Gesundheitliche Einschränkungen oder andauernde bzw. häufige Arbeitslosigkeit wären weitere. Gerade in Kombination mit Scheidungen ergeben sich häufig brüchige Erwerbsbiografien mit dementsprechenden Einschnitten in den Rentenhöhen. Sarah Schmauk befasst sich mit diesen Aspekten und liefert aufschlussreiche Erkenntnisse für die Alterssicherungsforschung. Mit ihrer Arbeit verfolgt sie aber auch das Ziel, die Möglichkeiten und Grenzen sozialstaatlicher Regelungen zur Abfederung kritischer Lebensereignisse wie Scheidungen auszuloten. Hierzu arbeitet sie die Vorzüge und Nachteile der wohlfahrtsstaatlichen Rahmen heraus und zeigt in ihrer Dissertation den positiven Effekt sowohl der Stärkung der ökonomischen Autonomie von Frauen in Schweden als auch des Versorgungsausgleichs in Deutschland auf. Insgesamt gelingt es aber beiden Ländern nicht, die negativen Effekte von Scheidungen für Männer und Frauen vollends und gleichermaßen abzumildern. Dies illustriert die Bedeutung von qualitativ hochwertigen ländervergleichenden Studien wie der von Sarah Schmauk.

Im öffentlichen Diskurs gibt es häufig eine Tendenz, unreflektiert einzelne Elemente anderer Länder herauszugreifen, um zu postulieren, dass dort alles besser sei. Schmauk hingegen weist in ihrer differenzierten Analyse jedoch z.B. auch auf die Bedeutung von familienpolitischen Maßnahmen hin. Nur im Rahmen einer umfassenden Analyse lassen sich potenzielle Risikogruppen, riskante Lebenskontexte oder negative Begleiterscheinungen ausmachen und berücksichtigen.Meine Damen und Herren,so weit zu meinen Kommentaren zur Dissertation von Sarah Schmauk. Ich hoffe, dieser kleine Einblick hat Sie neugierig gemacht.